Die Union Internationale de Spéléologie (UIS) macht mit einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Aktionen auf die Schutzwürdigkeit der Karstlandschaften und ihrer vielfältigen Erscheinungen aufmerksam. Eine dieser Aktionen ist die Ernennung eines internationalen „Höhlentier des Jahres“. Für das Jahr 2025 wurde die Gruppe der Höhlenschmetterlinge ausgewählt, aus der jedes teilnehmende Land eine regional vorkommende höhlenbewohnende Schmetterlingsart auswählen und diese der Öffentlichkeit und den Behörden als „Höhlentier des Jahres“ präsentieren kann. Die Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung SGH will mit der Wahl des Olivbraunen Höhlenspanners darauf hinweisen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und der darin vorkommenden Arten noch ein enormer Handlungsbedarf besteht.
Der Olivbraune Wegdornspanner (Triphosa dubitata) wurde im Jahr 1758 von Carl Linnaeus erstmals für die Wissenschaft beschrieben. Der Schmetterling ist ein Nachtfalter, der regelmässig und oft in beachtlicher Anzahl in Höhlen überwintert. Daher kommt auch der weitere deutsche Name „Olivbrauner Höhlenspanner“. Erste Exemplare kann man bereits ab Juli in Höhlen finden. Die in allen Höhlenbereichen (Eingangs-, Übergangs- und Tiefenregion) zu findende Art sitzt gewöhnlich in grösseren Gruppen an der Höhlenwand, seltener an der Decke.
Die flächendeckende Verbreitung in unseren Höhlen und die Tatsache, dass die Tierart auch für den Laien leicht erkennbar ist, führten dazu, dass der Olivbraune Wegdornspanner zum "Höhlentier 2025" gewählt wurde. Die Art steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind.
Der Olivbraune Wegdornspanner hat eine Flügelspannweite von 3,8 bis 4,8 cm. Die Grundfarbe der Vorderflügel ist oliv- bis violettbraun. Die Hinterflügel haben eine hell graubraune Farbe und sind mit einigen undeutlichen Querlinien versehen. Sämtliche Flügel zeigen eine gewellte, schwarze Saumlinie. Zuweilen treten auch insgesamt heller gefärbte Exemplare auf. Insgesamt können die Färbung und Zeichnung sehr variantenreich sein. In der Ruheposition im Höhlenquartier haben die Falter die Flügel entweder teilweise oder ganz geöffnet und bilden ein Dreieck. Die Unterseiten liegen dabei mehr oder weniger auf der Höhlenwand auf.
Die Art besiedelt Waldränder, Auwälder, Trockenhänge und andere Standorte des Kreuzdorns, an denen die Raupen von Mitte Mai bis Anfang Juli fressen. Die Falter können – mit einer Pause im Mai/Juni – in einer überwinternden Generation fast das ganze Jahr in unterirdischen Hohlräumen angetroffen werden. Die Eier werden im Frühjahr abgelegt.
An diversen Orten in der Schweiz kann der Olivbraune Wegdornspanner mit zwei nahe verwandten Arten verwechselt werden. Nicht einfach zu unterscheiden ist er vom erst 2008 von Leraut als eigene Art beschriebenen Tautels Höhlenspanner (Triphosa tauteli, zuweilen auch Grauglanz-Höhlenspanner genannt). Dieser ist zwar etwas kleiner und zeichnungsärmer als Triphosa dubitata, wurde jedoch in der Schweizer Literatur über 100 Jahre als Unterart mit dem Namen Triphosa dubitata cinereata bezeichnet. Gut zu unterscheiden ist er vom grösseren und wesentlich helleren, nicht mit auffälligen Binden gezeichneten und selteneren Gelblichgrauen Höhlenspanner (Triphosa sabaudiata), mit dem er häufig sogar zusammen auftritt.
Der Olivbraune Wegdornspanner ist von Nordwestafrika über Europa bis Ostasien verbreitet. In der Schweiz kommt er in allen Landesteilen zahlreich vor und kann in alpinen Gebieten noch auf einer Meereshöhe von über 2.000 m nachgewiesen werden.
Verbreitungskarte zum Olivbraunen Wegdornspanner: https://lepus.infofauna.ch/carto/31765